Historisches Wörterbuch der Biologie, Rezension
rezensionen-tiefenpsychologie.de vom 4. April 2012
Besprechung von Gerhard Danzer
Dieses Wörterbuch ist ein mittleres, wenn nicht gar ein großes Wunder. Der promovierte Diplombiologe Georg Toepfer hat als Alleinautor auf beinahe 2.500 Seiten ein historisch-kritisches Wörterbuch der Biologie verfasst, das in seinem Anspruch und Niveau seinesgleichen sucht. Nicht zu Unrecht hat Toepfer in seinem Vorwort auf das Wörterbuch von Pierre Bayle (1647-1706) verwiesen, der mit seinem historisch-kritischen Wörterbuch Ende des 17. Jahrhunderts den Startschuss für die Aufklärung im 18. Jahrhundert gegeben und dabei eine ähnliche Mammutarbeit bewältigt hat wie Georg Toepfer.
Der Verfasser konzentrierte sich bei seinem Wörterbuch auf etwa einhundert Grundbegriffe der Biologie, die er aus verschiedenen Perspektiven heraus erörtert; neben der genuin biologischen kommen vor allem auch philosophische, wissenschaftstheoretische, anthropologische und historische Gesichtspunkte zum Tragen. Die einzelnen Begriffe zeigen dabei kaleidoskopartig immer wieder neue und viele verschiedene Facetten, die sich sowohl historisch als auch systematisch entfalten. Damit gelingt es Toepfer, an den in der Biologie gebräuchlichen Begriffen deren immanente kulturelle (religiöse, ideologische, anthropologische usw.) Verankerung und Verästelung aufzuzeigen. Er bestätigt damit auf faszinierende Weise, dass die Terminologie die Eintrittspforte in eine Wissenschaft darstellt.
Georg Toepfer ist seit 2012 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Berliner Zentrum für Literatur- und Kulturforschung. Zuvor war er einige Jahre als wissenschaftlicher Mitarbeiter eines Sonderforschungsbereichs der Humboldt-Universität tätig. Als Autor hat sich Toepfer in den letzten Jahren ebenfalls bewährt, so als Verfasser von Philosophie der Biologie (Frankfurt am Main, 2005). Soweit aus seinem Curriculum Vitae ersichtlich ist Georg Toepfer bisher noch nicht habilitiert. Mit seinem Wörterbuch hat er sich nicht nur in den Kreis der zu habilitierenden, sondern auch in denjenigen der professorablen Wissenschaftler geschrieben.